Abschied von Gülsary

 

Nach diesem Buch von Tschingis Aitmatov benannte ich am 9. Mai 1988 das fuchsfarbene Hengstfohlen meiner kleinen Ponystute (Impala) “Gülsary“, was auf kirgisisch „goldener Sand“ heisst. In der Sonne glänzte auch mein kleiner Gülsary wie Gold… bis sich die Schimmelfarbe seines Vaters, des Vollblutarabers Shah Jehan durchsetzte.

 

Gut 26 Jahre später, am 4. Juli 2014, wurde der ganze Buchtitel Realität. Lea war mit Gülsary und Stella und der kleinen Reitschülerin Zoe unterwegs, als sie mich anrief und verzweifelt sagte, Gülsary habe das Bein gebrochen. Er sei beim bergab Führen erschrocken, ausgerutscht und gestürzt. Ich machte mich sofort auf den Weg. Gülsary stand nur auf drei Beinen, das vierte in einem unnatürlichen Winkel beim Sprunggelenk.  Lea, die so gut Pferde „lesen“ kann, die aber auch jedes Püggeli bei einem Pferd dramatisieren kann, sagte nur zu mir: Gülsary  weiss es. Er hat mich angeschaut und mir gesagt dass er es weiss. Das ist der „Abschied von Gülsary“. Erst gerade hatte ich noch zusammen mit Lea mit ihm gespielt und wir sagten einander und zu Gülsary was für ein wunderbares Pony er sei und wir freuten uns, dass er noch so fit ist.

 

Er musste keinen Schritt mehr machen. Ich durfte ihn an Ort und Stelle einschläfern. Ich hatte ihm schon vor der Geburt, noch im Bauch von Impala, erstmals über den Kopf gestreichelt (damals noch als Studentin der Tiermedizin) und nun das letzte Mal.

 

Mit dem Anhänger holte ich ihn nach Hause und es war eindrücklich und rührend, wie die anderen Pferde unserer kleinen Herde, Imdi, Rubina, Zaffi und Stella, Abschied nahmen von Gülsary.

 

Ich hatte mir den Schmerz nach dem Abschied von Gülsary schon oft vorgestellt. Nun ist er da. Nicht nur bei mir! Er wird einer grossen Dankbarkeit und all den wunderbaren Erinnerungen an unser goldiges Schimmeli weichen.

 

 

 

Zitat aus dem Buch von Aitmatov:

„Du bist ein grossartiges Pferd gewesen, Gülsary. Du warst mein Freund. Ich werde dich nie vergessen. Einmal werden wir uns wieder sehen, in der anderen Welt. Doch solange ich lebe, bist du nicht gestorben, weil ich immer an dich denken werde, Gülsary.“